Nachtschatten
Klaus bestellte sich noch einen Kaffee in seinem Stammbistro. Es war nicht viel los diese Nacht und er hatte noch nicht genug eingenommen. Darum beschloss er, eine letzte Runde über den Ku-Damm zu fahren, mit der Hoffnung, vielleicht noch einen Kunden zu bekommen. Er rauchte seinen Zigarillo zu Ende, trank den letzten Schluck Kaffe aus, bezahlte und machte sich auf den Weg zu seiner Taxe.
Die Nächte Anfang November waren schon ziemlich kalt und er war froh, als er endlich in seiner Taxe saß. Er schaltete die Standheizung an und wartete, bis sich eine angenehme Wärme im Wagen ausgebreitet hatte. Während er sich einen neuen Zigarillo anzündete, stellte er das Radio ein, aus dem gerade Frank Sinatra mit seinem Song „Stranger in the night“ ertönte.
Er liebte es, nachts zu fahren. Nachts kam er besser durch die Stadt. Er hasste es, sich am Tage durch die überfüllten Straßen quälen zu müssen. Er startete den Wagen und fuhr los.
Es fing leicht an zu nieseln und die rotierenden Scheibenwischer quietschten ein wenig, weil nicht genügend Regen auf die Scheibe viel.
Seit zwanzig Jahren machte er nun schon diesen Job. Er hatte öfter mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzuhören und was anderes zu machen, aber er kam einfach nicht los von diesem lasterhaften Leben. Es war wie eine Manie, nach Feierabend in irgendwelche ominösen Lokalitäten zu gehen. Sich zu Pokerpartien hinreißen zu lassen, in denen um beträchtliche Einsätze gespielt wurden. Es kam vor, dass er ohne Unterbrechung bis zu 36 Stunden an diesen anrüchigen Orten blieb. Oft verließ er diese Stätte ohne einen Cent in der Tasche. Hatte alles verspielt und versoffen. Dazu kam noch, dass er nicht die Hände von anderen Frauen lassen konnte. Sich mit billigen Nutten amüsierte, die ihm den letzten Penny aus der Tasche zogen.
Das alles hatte seine Frau Eva jahrelang mitgemacht.
Aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und der Grund, weshalb ihn Eva nach 25 Jahren Ehe verließ, war der, dass er sich mit Rosi, einer Hure die aus Polen kam, einließ. Er hatte sich in die Kleine, die seine Tochter hätte sein können, derartig verliebt, dass er beschloss, mit ihr zusammen zu ziehen. Er nahm einen Kredit auf und zahlte damit eine Eigentumswohnung in Friedenau an. Die Möbel, die er für das Einrichten der Dreizimmerwohnung brauchte, kaufte er bei einem großen Möbelhaus auf Raten.
Mit Rosi wollte er noch mal ganz von vorne anfangen. Er fühlte sich wieder wie 25, so wie damals mit Eva. Klaus wollte sein Leben verändern, wollte weg vom Saufen und vom Zocken.
Die Beziehung mit Rosi dauerte keine sechs Monate,
dann war sie gelaufen. Rosi liebte das ausschweifende Leben und war im Grunde genommen gar nicht bereit für eine feste Beziehung. Sie hatte sich mit Klaus nur amüsieren wollen. Ihn gleichzeitig als Sprungbrett benutzt, um in Deutschland Fuß zu fassen. Als nach einem fürchterlichen Streit, Rosi ihre Sachen packen musste, ist sie mit einem Freier nach Frankfurt abgehauen. Klaus hat mehrmals versucht sie anzurufen, um sie zur Rückkehr zu bewegen, aber ohne Erfolg. Rosi hat er nie wieder gesehen.
An der Lietzenburger- Ecke Meinickestr. winkte eine junge Frau nach ihm.
„Gott sei Dank“, schoss es ihm durch den Kopf, „doch noch einen Fahrgast bekommen“.
Er hielt an und eine junge Frau im knappen Minirock öffnete die Beifahrertür.
„Wo soll’s denn hingegen junge Dame?“, fragte Klaus charmant.
„Ich muss nach Reinickendorf in die Lindauer Allee“, antwortete sie mit piepsiger Stimme.
„Na denn steigen Sie mal ein.“
Sie setzte sich auf den Beifahrersitz, schloss die Tür und schnallte sich an.
Klaus fuhr los und war froh, dass die Kleine nicht um die Ecke wohnte. Das hätte nicht viel Umsatz gebracht, aber nach Reinickendorf war es doch ein gutes Stück des Weges und brachte mindestens 20 € in die Kasse.
„Wat machen Sie denn noch zu später Stunde auf der Straße, wenn ick mal fragen darf?“ und schielte dabei auf ihre langen Beine, die aus dem kurzen Rock hervorguckten. Klaus liebte es, sich mit seinen Fahrgästen zu unterhalten. Das brachte etwas Abwechslung in die sonst so eintönigen Fahrten. Außerdem war es ja möglich, einen neuen Stammkunden an Land zu ziehen.
„Ich arbeite in der ‚Pin up’ Bar und heute ist es ziemlich spät geworden.“
„In der ‚Pin up’ Bar? – na das ist doch ein ganz schön verruchter Schuppen.“
„Es ist nicht das beste Etablissement, da haben Sie recht, aber ich verdiene dort ganz gut als Barfrau.“
„Barfrau“ dachte Klaus, ist ’n feiner Ausdruck für Nutte. Er betrachtet das junge Mädel jetzt näher und schätzt sie auf höchstens 22 Jahre. Sie hatte kurze blonde Haare, die ein hübsches Gesicht einrahmten.
Sein Blick ging über ihre Brüste, die sich unter ihrer engen Jacke abzeichneten. Sie bemerkte, dass Klaus sie musterte, und reagierte darauf mit einem zaghaften Lächeln, dabei öffnete sie leicht ihre langen wohlgeformten Beine.
Klaus begann zu schlucken und es überkam ihn eine leichte Geilheit, als er anfing sich vorzustellen, wie er die Kleine am liebsten von hinten bumsen würde.
Sie fuhren jetzt über die Rudolf-Wissel Brücke, Richtung Kurt Schumacher Platz. Der Regen hatte aufgehört und Klaus schaltete die Scheibenwischer aus. Aus dem Radio tönte der Song von Paul Anka „I ’m just a lonely boy“.
Von der Ollenhauer Str. bog er rechts in die Lindauer Alle.
„So, da wären wir junge Dame, macht 23,50“, sagte Klaus und schaltete dabei das Taxameter aus.
„Ich glaube ich habe nicht so viel Geld dabei. Würde es Ihnen was ausmachen, mit zu mir in die Wohnung zu kommen. In meinem Nachttisch habe ich immer etwas Geld zu liegen.“
„Nö, det macht mir nischt aus. Wie hoch wohnen Sie denn?“
„Fünfte Etage, aber es gibt einen Fahrstuhl – und einen Kaffee – wenn Sie wollen.“
„Für ’n Kaffee bin ick immer zu haben, da sage ick nisch Nein. Ick parke nur mal eben den Wagen ein.“
Er erspähte keine zehn Meter weiter eine Parklücke. Klaus fuhr den Wagen vor und parkte ihn akkurat ein.
Auf dem Weg zur Haustür fragte Klaus sie:
„Wie heißen Sie eijentlich?“
„Milva.“
„Milva, schöner Name. Ick bin der Klaus, freut mich Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinerseits. Wollen wir uns nicht duzen?“
„Hab nischt dajejen.“
Gemeinsam fuhren sie in den fünften Stock, wo ihre Wohnung am Ende vom Flur lag. Es war ein Einzimmerappartment, geschmackvoll eingerichtet. Klaus setzte sich auf das weiße Ledersofa, während Milva das Wasser für den Kaffee aufsetzte. Sie stellte Milch und Zucker auf den Tisch und setzte sich zu Klaus auf das Sofa.
Klaus nahm die Hand von Milva und zog sie zu sich heran. Mit der anderen fasste er ihr an den Nacken und zog sie ganz nah an sich heran, um sie zu küssen. Sie begannen ein leidenschaftliches Spiel mit ihren Zungen. Klaus öffnete die Bluse von Milva, unter der zwei kleine feste Brüste zum Vorschein kamen. Er begann an ihren Kirschengroßen Brustwarzen zu saugen, deckte ihre Brüste mit Küssen ein.
„An der nächsten Ecke können Sie halten. Ich geh noch ein Stück zu Fuß.“
Klaus erwachte aus seiner Phantasiewelt, fuhr bis zur besagten Ecke und stoppte den Wagen vor einem roten Backsteinbau aus den 30ziger Jahren.
„So, da wären wir junge Dame, macht 23,50“, sagte Klaus und schaltete dabei das Taxameter aus.
„Stimmt so“, sagte sie und reichte ihm 30 €.
„Na, vielen Dank.“
Sie stieg aus und drehte sich um.
„Wenn Sie morgen zufällig um die gleiche Zeit in der Nähe sind, können Sie mich ja abholen.“
„Na mal, sehen wat sich machen lässt.“
Sie schloss die Wagentür und Klaus fuhr weiter, weiter auf der Suche – nach neuer Kundschaft.
Klaus bestellte sich noch einen Kaffee in seinem Stammbistro. Es war nicht viel los in dieser Nacht. Er rauchte seinen Zigarillo zu Ende, trank den letzten Schluck Kaffee aus, bezahlte und machte sich auf den Weg zu seiner Taxe.